Da ich trotz der bereits vergangenen Zeit seit dem Bust immer wieder ausgefragt werde, habe ich beschlossen nun einen Thread aufzumachen der genau dieses Thema realitätsnah behandelt.
Klar, im Netz findet man hunderte Artikel zu Hausdurchsuchungen, Strafverfolgung usw. Jedoch beziehen sich die meisten auf Real Crime, Drogen und anderen unbrauchbaren Schnick Schnack. Deswegen gehe ich jetzt auch nur auf meinen "Cyber Crime" Bust ein und nicht auf den (wie einige wissen sollten) Bust wegen Waffen/Sprengstoff Gesetzkacke.
Ich schildere erstmal wie das ganze in der Wohnung und in den Fahrzeugen abgelaufen ist.
Es war ca. 9 Uhr morgens, ich lag in der Wanne als ich meinen Nachbarn sowie mehrere fremde männliche Stimmen auf dem Hof vernahm. Da es normalerweise eher ruhig ist und ich ein sehr misstrauischer Mensch bin, habe ich mich von der Wanne (noch nackt) in das Wohnzimmer begeben um aus dem Fenster schauen zu können, in der Hoffnung auf der anliegenden Straße einen Grund für den Lärm erkennen zu können. Es standen lediglich 2 schwarze VW Busse am Straßenrand. Da mir das komisch vorkam und der Lärm immer doller wurde, da mein Nachbar versuchte die Herren nicht in das Haus zu lassen, legte ich meinen "Szenelaptop" sowie meinen Gamingpc still. Aus dem Gamingpc habe ich die 3 Festplatten entfernt und unter dem Sofa unter den Teppich geschoben. Mittlerweile waren die Herren in mein Stockwerk vorgedrungen und (ich vermute mal) schlichen um die Wohnungstür und das Klingelschild herum. Jedenfalls hörte es sich so an. Da mein Nachbar immernoch "meckernd" dabei war, wurde er weggeschickt da er ansonsten "Polizeiliche Ermittlungen" behindern würde.
Ich habe mich in der ganzen Zeit quasi tot gestellt und gehofft, dass die Heinis abhauen wenn die denken das ich nicht daheim bin. Nach gut 10 Minuten Sturmklingeln und an die Tür hämmern fingen sie damit an an der Tür kräftig zu rütteln um die vermutlich die Standfestigkeit zu überprüfen. Meine Tür ist nicht sehr stabil und mit einer schwarzen Glasscheibe versehen. Der Obermaker, der stellvertreter vom BKA, fing dann an der Glasscheibe zu fummeln und versuchte die angebrachten Holzleisten, welche die Scheibe halten, zu entfernen. Da ich eine weitere Beschädigung der Tür verhindern wollte, fragte ich wer denn da sei und was der Scheiß denn solle. Als Antwort bekam ich lediglich die Antwort das ich sofort öffnen solle, da man die Tür ansonsten gewaltsam öffnen würde. Ich sagte das ich grade erst aufgewacht sein und noch nichts anhabe und mir schnell eine Hose anziehen würde. Das tat ich dann auch während ich noch schnell aus meinem normalen Laptop die Platte entfernte und unter die Matratze schob. Wärenddessen versuchten die weiter die Holzleisten wegzubrechen.
Also machte ich die Tür einen Spalt von ca. 10 cm auf und lehnte mich mit Bein und Schulter dagegen, ich bin nicht klein oder schmächtig,deswegen bin ich davon ausgegangen die Tür im Ernstfall wieder zudrücken zu können. Es standen insgesamt 5 Personen dicht gedrängt vor der Tür. Die beiden vorderen "rammten" sofort ohne zu warten die Tür auf und schoben mich in den Flur. Mir wurde gesagt, das dies eine Hausdurchsuchung sei, ich mich hinsetzen und still sein solle. Mir wurde der schriftliche Wisch mit der Begründung in die Hand gedrückt. Der eine zog ein Brett mit Protokoll Zetteln und fing an zu schreiben und erklärte mir dabei fast freundlich das der eine Herr ein Zeuge der Stadt sei.
Ich war extrem angepisst, ich kann mit unvorhergesehenen Situationen schlecht umgehen und raste dann oft einfach aus. Der Obermaker vom Bka (rotes Haar mit Ziegenbart und Lederschühchen) hat das anscheinden schnell gemerkt und meinte dann todernst zu mir ich solle keine hektischen Bewegungen machen oder zu meinen Waffen (1x Armbrust an der Wohnzimmer Wand, Luftgewehr im Flur, einige Arbeitsmesser auf der Schuhkommode) greifen, er hätte keine Lust heute nochjemanden umzulegen(seine Wortwahl). Hat mich nicht wirklich beeindruckt, weil ich weiß was das für nen Papierstreß bei der Polizei auslöst. Hab mich dann in Hose aufs Sofa gesetzt, den Durchsuchungswisch durchgelesen und eine geraucht. Konnte ja eh nichts mehr machen. Hab dabei versucht so ruhig wie möglich mit dem Protokollschreiber SmallTalk zu halten um einen guten Eindruck zu hinterlassen, in der Hoffnung das das vermerkt wird. Durchsucht wurde wirklich alles. Die haben alles auseinander genommen, in die Lampenschirme geschaut, Sofa, Tische,Stühle verrückt/umgedreht, Teppiche aufgerollt, Bilder abgehangen, Waschmaschine,Trockner,Kühlschrank,Schränke geöffnet,abgeklopft,angehoben. Auch die Kissen,Matratze,Decken wurden gefilzt. Wäsche wurde aus dem Kleiderschrank rausgeholt,durchgeschaut. Ich hatte zu dem Zeitpunkt einen netten Berg an Dreckwäsche im Bad, da ich verreist war, wurde auch penibel durchsucht. Selbst meine Mülleimer und das Katzenklo (ich trenne!) wurden mit Handschuhen analysiert. Mir wurd ganz schlecht bei den ganzen Usb Sticks,externen Festplatten, "aussortierten" Handys die die überall gefunden haben. Da die Herren nichtmal eine Kiste für den Abtransport dabei hatten, wollte ich einen guten Eindruck machen und bot ihnen einen leicht defekten Wäschekorb für den Transport in die Fahrzeuge an. Das ganze dauerte ca. 1 Stunde. Eventuell auch 1 1/2 Stunden. Anschließend wollten die noch in meine Fahrzeuge sehen und das sie wüssten das 2 Cross sowie 2 Golf auf mich zugelassen seien. Also die Schlüssel gegeben und machen lassen. Ich bin mit einem der Polizisten oben geblieben der in der Zeit anfing meine Waffen zu überprüfen. Nachdem er meinte es wäre unverantwortlich eine Armbrust so hinzuhängen stellte er an meinem Luftgewehr fest das das "F" fehlen würde und die Waffe einen Schalldämpfer hätte. Das "F" konnte er dann zum Glück doch noch finden. Zum Glück konnte er nicht sehen das ne Exportfeder verbaut ist.
Die restlichen Heinis kamen wieder hoch, tauschten sich kurz aus das in den Fahrzeugen nichts zu finden gewesen sei. Der Protokollmensch listete anschließend alle beschlagnahmten Geräte auf. Danach durfte ich die Liste sowie das Protokoll unterschreiben und wurde wieder alleine gelassen. Mit einer total verwüsteten Wohnung. Wirklich, es sah echt heftig aus. Fast als wäre ich der absolute Messi.
Bin nach gut 3 Stunden aufräumen zu meiner Freundin gefahren und hab von da aus meinen Anwalt angerufen. Der gute vertritt normalerweise EDV Firmen aus der Umgebung und ist auf Strafrecht spezialisiert.
Soweit erstmal zum Ablauf der HD.
In den Wochen danach habe ich mich intensiv mit meinem Anwalt beraten, weil Droidjack (offizieller Bustgrund) nicht mein Problem auf den Platten war. Mein Problem waren vorallem Bankdaten/Kreditkarten, Malware, Exploits, Daten für mehrere BD's und allerlei anderer Kram. Natürlich waren die Daten nur auf dem Szenelaptop und mit Veracrypt verschlüsselt. Passwort war 54 Stellen lang aus Zeichen,kleine/großen Buchstaben und Zahlen. Das PW ist nur in meinem Kopf vorhanden.
Die Anklage bzw. die Akte war mehr als schwammig. Zum einem stand nicht genau drinne wie die auf mich gekommen sind und zum anderen war nicht viel genaues über den aktuellen Ermittlungsstand zu lesen.
Jedoch muss man dazu sagen, dass ich Droidjack vor einigen Jahren legal gekauft habe um damit meine Handys vom Pc aus verwalten zu können. Ich habe es für nichts illegales nutzen können, weil es damals noch nicht als "Virus" konzipiert war. Dennoch halte ich und mein Anwalt es für unwahrscheinlich das die über meine extrem veraltete Paypal Addresse zu mir gefunden haben, da ich in der Zwischenzeit 6 durch verschiedene Bundesländer umgezogen bin und ich mich nie in den jeweiligen Städten abgemeldet sondern immer nur neu angemeldet habe. Daher sind wir bisher über eine Simkarten Ortung ausgegangen. Letzendlich wurde die Anklage fallen gelassen, weil ich zugestimmt habe die Beschlagnahmten Geräte als "Schadensersatz" der Polizei zu überlassen.
Nun noch ein paar Tipps von mir wie ihr euch im Ernstfall verhalten solltet.
Bleibt ruhig, wenn die Polizei erstmal drinne ist bringt Panik nichts mehr.
Seid freundlich.
Achtet genau darauf was die Polizei tut.
Das aufbrechen der Tür ist eigentlich nicht zulässig, es muss solange keine "Gefahr in Verzug" oder "Verdunkelungsgefahr" (Beides bei Cybercrime bei Privatpersonen mehr als unwahrscheinlich laut Anwalt.) besteht ein Schlüsseldienst gerufen werden der die Tür fachmännisch öffnet. Glaubt mir, das wird teuer (100€-200€).
Versucht nichts im Beisein der Polizei zu verstecken, kommt nicht gut an.
Wendet keine Gewalt an, egal wie provozierend die Polizei ist.
Anwälte sind teuer (rund 4000€ bei mir für die HD). Seid ihr Geringverdiener, könnt ihr beim Amtsgericht Gerichtsbeikostenhilfe beantragen. Viele Anwälte können das für euch auch machen soweit ich weiß.
Wenn ihr noch Minderjährig seid, versucht es nicht vor den Eltern geheim zu halten. Redet offen mit ihnen drüber, erklärt warum ihr das getan habt. Nur so könnt ihr gemeinsam eine Lösung finden.
Seid ihr noch nicht vorbestraft, wird es fast immer Bewährung werden.
Wägt gut ab ob ihr einen "Deal" der Staatsanwaltschaft annehmt, ihr könnt schnell andere dabei ankacken. Das macht man nicht wegen Stolz,Ehre,Respekt und so. Habt ihr bestimmt schonmal gehört.
So. Das war es erstmal von mir. Für Fragen und Topic bezogene Beiträge bin ich offen.
Hoffe es ist einigermaßen lesbar.